Zwischen Wetterpanik und Winterfreuden: Schnee in Sardinien

Berge bei Desulo im Winterkleid. © Sardegna Geographic, Foto: Giuseppe Frongia

Die sonnenverwöhnten Sarden haben ein äußert gespaltenes Verhältnis zu Niederschlägen – in jeder Form. Wer im Mütter auf den Piazze sieht, mit welch panischen Gesichtszügen sie ihre Kinder bei einem lieblichen wie seltenen Nieselregen in Deckung bringen, könnte meinen, man wäre auf der Venus, wo H2SO4 vom Himmel rieselt, Schwefelsäure. Und wann immer sich ein paar H2O-Tropfen in kristalliner Form hierher verirren, heulen bei Wetterdiensten  die Katastrophenglocken – und bei den sardischen Gazetten noch lauter. Allerta maltempo, Schlechtwetterwarnung. Tatü-tata.

Nun mal im Ernst: Bis es Besucher geben wird, die nach Sardinien reisen, um Ski zu fahren, muss vermutlich erst mal wieder eine Eiszeit ausbrechen. Einzige Ausnahme: der Bruncu Spina. Unter den bergigen Rekordhaltern der Insel ist er zwar der große Loser mit seinen 1828 Metern und muss den Stein gewordenen Hohn seines Nachbarn auch noch seit Ewigkeiten ertragen. Denn die Punta La Marmora, protzig als Dach Sardiniens vermarktet, prahlt an der Schulter vom Bruncu Spina, obgleich nur sechs Meterchen höher.

Aber am Bruncu Spina gibt es das einzige Skigebiet Sardiniens, das über Fonni oder Desulo erreicht werden kann. Und das (jetzt wirklich im Ernst) bietet mit sage und schreibe gleich zwei schwarzen, knapp einem Kilometer langen Pisten und einem Höhenunterschied von 250 Metern einen echt gehobenen Spaßfaktor. Von den Schneeschuh- und Skitouren mal ganz abgesehen, die dort auch gemacht werden können, wenn der Lift (wie oft) zwar funktioniert, aber nicht in Betrieb ist, da die ehrenamtlichen Betreiber, die alle aus Fonni stammen, meist mit Savoiardibacken beschäftigt sind.

Eines ist sicher: in Fonni, Desulo und dem restlichen Gennargentu ist es wieder gerade mal ziemlich kalt, und es schneit. Lokalen Wetter- und Pistenbericht mit Schneehöhen gibt es hier. Immer schön checken, bevor man mit ausgeliehener Ausrüstung abwedeln will, die es an der Talstation gibt. Und hier geht es zu einer Bildergalerie – damit ihr wisst, was euch erwarten kann am Bruncu!

Und noch was: Champagner-Powder ist am Berg so selten wie das prickelnde Gesöff ohne Schnee in der Bergstation. Dafür gibt es aber exzellenten, schweren Cannonau zu Polenta und Maloreddus mit sardischer Salsiccia zu Preisen aus der letzten Eiszeit. Und die Aussicht, einen Skitag am Bruncu mit einem Bad im Golfo di Orosei abzuschließen (aktuelle Wassertemperatur am Golfo di Orosei: 18 Grad).

Wer Lust auf einen Vorgeschmack zum Wedeln in Sardinien zwischen Mittelmeer und Mamuthones hat, dem sei diese Radio-Reportage empfohlen, die Ulf Lüdeke für den Bayerischen Rundfunk gemacht hat:

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