Pferde, Füchse, Hirsche: Wie Evolution Sardiniens Tierwelt schrumpfen ließ

Klein und keck: ein sardischer Fuchs bei San Giovanni del Sinis. Auf Sardinien hat sich das Phänomen der Inselverzwergung voll ausgetobt. © Sardegna Geographic / Foto: Francesco Cocco

Sardinien ist in vielerlei Hinsicht ein Ort der Superlative. Anders als bei der etwas größeren Schwester Sizilien, die nur durch eine schmale Meerenge bei Messina vom Kontinent getrennt ist und schon von den antiken Griechen besiedelt wurde, hat die Abgeschiedenheit vom europäischen Festland hier bei menschlichen Verhaltensweisen, Traditionen und auch physischen Merkmalen der Bewohner kuriose Spuren hinterlassen.

Fehlen von Fressfeinden ließ Sardiniens Vierbeiner schrumpfen

Besonders auffällig ist dies bei den Tieren. Denn das Fehlen vieler vierbeiniger Fressfeinde, eine weitgehend felsige Landschaft und ein eingeschränkter Speiseplan haben auf Sardinien im Laufe der Evolution ein Phänomen hervortreten lassen, das allgemein Inselverzwergung genannt wird.

Es gibt gleich eine ganze Reihe von Tieren, bei denen das schon auf den ersten Blick auffällt: Füchse, Hirsche, Wildschweine und auch Pferde wie beispielsweise die Wildpferde, die auf dem Tafelberg in der Giara di Gesturi leben, sind auf Sardinien deutlich kleiner als auf dem Festland.

Zu besonderer Berühmtheit hat es der cervo sardo gebracht, der sardische Hirsch. Sein biologische Name Cervus elaphus corsicanus deutet auf die Besonderheit hin. Denn zuerst entdeckt wurde der mediterrane Zwerghirsch im 18. Jahrhundert auf der nördlichen Nachbarinsel Korsika, und es war der Göttinger Biologe Johann Christian Polycarp Erxleben, der 1777 dem Mini-Röhrer seinen Namen gab.

Während die größten Kontinental-Rothirsche eine Schulterhöhe von bis zu 1,40 Meter (Widerrist – Schulterhöhe) und ein Gewicht von 180 Kilo erreichen können, kommt die sardische Variante nicht über einen Meter und 130 Kilo hinaus.

Sardiniens Mini-Hirsch protzt in den Dünen von Piscinias

Auf Korsika ist diese Art Mitte der Sechziger des letzten Jahrhunderts ausgerottet worden – und wurde erst deutlich später wieder vom Menschen angesiedelt. Die Sarden waren schlauer – und stellten das Tier unter absoluten Naturschutz, nachdem die einst stattliche Population inselweit durch starke Abholzung der einst üppigen Steineichenwälder, zunehmende Waldbrände und die Jagd stark reduziert wurde. Inzwischen hat sich die Population deutlich erholt. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit, diese trotz seiner geringeren Ausmaße immer noch imposante Tier zu beobachten, an der Costa Verde in der wilden Dünenlandschaft von Piscinas.

Auch auf den kalifornischen Kanalinseln, auf Spitzbergen und vielen anderen Inseln treten ähnliche Verzwergungen auf.

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