Sardinien im Kino: „L’arbitro“ von Paolo Zucca

Pasolinianische Perspektiven in phantastischen Schwarzweißkontrasten, fellineske Portraitstudien sardischer Bauern und Hirten als Laienschauspieler, garniert mit Gesichtern renommierter Kino- und TV-Profis wie Stefano Accorsi oder Geppi Cucciari, eingebettet in eine Fußballgeschichte und vor einem Jahr im Norden der Provinz von Oristano gedreht: „L’arbitro“ (Der Schiedsrichter) ist der neue und erste Spielfilm von Paolo Zucca. Ende August misst sich das Kino-Debüt des Regisseurs, der aus dem kleinen Dorf Narbolia in jener Gegend stammt und dort auch lebt, bei der 70. Ausgabe der Filmfestspiele in Venedig mit der internationalen Konkurrenz. Mitte September kommt der Film dann in Italien in die Kinos.

„Abgesehen davon, dass ich Schwarzweiß liebe“, sagt Paolo Zucca, „habe ich mich bei meinem ersten Kinofilm auch deswegen gegen Farbe entschieden, weil ich vermeiden wollte, dass er als eine Art Werbung für das Urlaubsparadies Sardinien wahrgenommen wird“. Herausgekommen ist dabei eine Tragikkomödie zwischen Fußball und Faida (dem sardischen Wort für Blutrache), die zwar als große Allegorie des Lebens im Allgemeinen und Schuld und Sühne im Besonderen angelegt ist, aber dennoch viel von einem Teil der Insel und ihren Menschen zeigt.

Zucca erzählt mit seinem „L’arbitro“, der als Kurzfilm 2009 den „David di Donatello“ (vergleichbar mit dem „Goldenen Bären“ in Deutschland) gewonnen hatte, die Geschichte eines korrupten Champions-League-Schiris, der nach einer aufgedeckten Bestechung in die Terza Categoria nach Sardinien strafversetzt wird – die „Dritte Kategorie“, die die unterste aller Spielklassen im italienischen Verbandsfußball ist.

Ursprünglich sollte der Film auch Terza Categoria heißen. Aber dann haben sich Regisseur Zucca und Produzent Amedeo Pagani, der mit Kino-Größen wie Theo Angelopoulos und Wong Kar Wei zusammenarbeitete und auch am Drehbuch der Mutter aller Action-Komödien – dem Hill & Spencer-Klassiker „Zwei Himmelhunde auf den Weg zur Hölle“ – mitschrieb, für den eingänglicheren Titel entschieden.

Gedreht wurde mit einer einzigen Ausnahme auf Sardinien – und zwar vor allem in Bonarcado und um das kleine Dorf herum, das an den Füßen des Vulkanbergs Montiferru zwischen Milis, Seneghe und Santu Lussurgiu liegt. Auch in Cagliari entstanden mehrere Szenen, darunter auf dem Campo Cellino, dem Trainingsgelände von Sardiniens einzigem Erstligisten AS Cagliari Calcio. Nur die Aufnahmen des großen Fußballstadions stammen aus Bari, der Hauptstadt Apugliens, da das Heimstadion des AS Cagliari während der Dreharbeiten wegen baulicher Mängel geschlossen war (und noch immer ist).

Wer sich gerade nicht in Italien befindet und wenigstens einen akustischen Eindruck von den Dreharbeiten bekommen möchte, hat hier Zugriff zu einer Reportage, die der Blog-Autor für Deutschlandradio Kultur bei Aufnahmen im Stadion von Bari in Apulien gemacht hat – samt Interviews mit Stefano Accorsi, Paolo Zucca und Amedeo Pagani.

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