Neuseeländischer Investor kauft für 3 Millionen Isola di Budelli mit der berühmten Spiaggia Rosa
Knapp ein halbes Jahrhundert, nachdem Michelangelo Antonioni die Isola di Budelli 1964 mit der göttlichen Monica Vitti und Richard Harris in “Die Rote Erde” zu weltweiter Bekanntheit verhalf, hat sich gestern ein neuseeländischer Investor, der eine Firma in der Schweiz besitzt, das paradiesische Eiland unter den Nagel gerissen. 2,94 Millionen Euro blätterte ein toskanischer Signor Avvocato für seinen Insel-Mandanten vom anderen Ende der Welt bei der amtlichen Versteigerung in Tempio Pausania gestern hin, berichten Regionalmedien.
Was der Kiwi-Krösus mit dem Shoppen des 1,6 Quadratkilometer kleinen Mittelmeer-Idylls bezweckt, ist bislang nicht bekannt. Sicher ist, dass er dort nicht nur kein Haus, sondern auch keine Hütte bauen, ja nicht mal ein Zelt aufstellen darf. Ebenso wenig wird dem neuen Inselkönig gestattet, sein Reich allein zu betreten oder direkt an der Spiaggia Rosa oder sonstwo im Uferbereich vor Anker gehen. Auch er muss sich von einem Aufseher der Parkverwaltung des Maddalena-Archipels begleiten lassen. So sehen es die erfreulich strengen Naturschutz-Bestimmungen des Parks vor, die hier keine Ausnahme machen.
Nicht auszuschließen hingegen ist, ob die Region dem Neuseeländer nach dem Zuschlag bei der öffentlichen Auktion nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung macht, indem sie ihr Vorkaufsrecht nutzt. Allerdings dürfte dies ziemlich unwahrscheinlich sein. Denn zum einen wird die Region Sardinien, die schon immer zu den ärmsten und am meisten benachteiligten Italiens gehörte, ihren Einfluss auf die Isoloa di Budelli durch die Parkverwaltung dort in keiner Weise verlieren. Bei einer Jugendarbeitslosigkeitsquote von über 40 Prozent (dem höchsten Wert aller 20 italienischen Regionen) sollte es zudem den Regierenden nicht schwer fallen, die Steuergelder in andere nützliche Bereiche zu investieren.
Und dann wäre da natürlich noch der Faktor “B”, der in Italien seit 20 Jahren irgendwie immer alles durcheinander bringen kann. “B” wie betrügen, belügen, blamieren. “B” wie Berlusconi, der unter dem Deckmantel des Staatsgeheimnisses wirklich glaubte, er könnte unbeachtet von der Öffentlichkeit im Lustgarten seines Bunga-Bunga-Palasts an der Costa Smeralda in Porto Rotondo Belange des Naturschutzes nach Belieben beugen.
Großspurig hat der kleinwüchsige Scherzkeks, genannt “Cavaliere” (selbst Berlusconi kritisch gesinnte Medien lassen die Gänsefüßchen dieses Ehrentitels weg, der übersetzt “Ritter” bedeutet), gerade seine Minister aus der großen Koalition der Letta-Regierung zurückgepfiffen und wörtlich zum “Staatsstreich” aufgerufen, was offenbar kein Scherz sein sollte. Der “Cavaliere” dachte nämlich, er könnte, in dem er die 62. Nachkriegsregierung hochgehen lässt, den Koalitionspartner damit erpressen, gegen seinen Ausschluss im Senat am kommenden Freitag zu stimmen, was wiederum als sicher gilt.
Doch seit gestern sieht es so aus, als wenn der Plan des rechtskräftig zu vier Jahren Gefängnis verurteilten Wirtschaftskriminellen, der in seiner blinden Hybris (sein neuester Brüller von heute Früh: “Ich sterbe nicht, selbst wenn sie mich töten”) zwei Monate nach dem Verdikt noch immer trotzig an seinen Senatorposten festhält und neben manischer Beleidigung italienischer Gerichte seit neuestem auch noch den Staatspräsidenten verunglimpft, nicht aufgehen wird. Denn wichtige Exponenten seiner Partei PdL (Popolo della Libertà – “Volk der Freiheit”), von ihrem Chef selbst nun vor die größte Zerreißprobe ihrer Geschichte gestellt, haben gestern angekündigt, bei der am heutigen Mittwoch anstehenden Vertrauensfrage im Parlament Premierminister Enrico Letta (PD, Partito Democratico) zu unterstützen.
Zum Glück scheint der “Sultan der Po-Ebene” den Spaß an Sardinien ohnehin verloren zu haben. Seine Villa Certosa bei Porto Rotondo an der Costa Smeralda nutzt er jedenfalls so gut wie überhaupt nicht mehr, sie soll zum Verkauf stehen. Dekrete, mit denen Berlusconi als Premierminister alle möglichen Gesetze passioniert umschifft hat, kann er als Senator auch nicht mehr erlassen, ganz gleich, ob nun verurteilt oder nicht.
Und so können wir uns weiter entspannt den Tagträumen Monica Vittis am Rosa Strand von Budelli hingeben, die hier in einem kleinen Ausschnitt zu sehen sind: