Ein Hauch Maghreb auf Sardinien

Es gibt zwei Orte auf Sardinien, die von einem Hauch Maghreb umhüllt und deren Ursprünge nicht sardisch, sondern ligurisch sind: Calasetta auf der Isola di Sant’Antioco und Carloforte auf der Isola di San Pietro. Beide Dörfer liegen sich auf den Inseln vor dem Südwestzipfel Sardiniens gegenüber. Und beide wurde gegründet von den Nachfahren ligurischer Auswanderer, die Mitte des 16. Jahrhunderts aus Pegli (sprich: Pejli) bei Genua (heute ein Vorort der ligurischen Metropole) emigrierten. Die Thun- und Korallenfischer aus Pegli ließen sich auf Tabarka nieder – eine winzige Halbinsel, die an der tunesischen Küste nahe der algerischen Grenze am anderen Ende des Mittelmeers liegt. Zwei Jahrhunderte später emigrierten sie nach Italien zurück – und gründeten zuerst Carloforte (‘Karl der Starke’ – so genannt als Hommage an das Oberhaupt des Königreichs Piemont-Sardinien, den Savoyer Carlo Emanuele) und dann Calasetta, beides Orte, die unter dem Einfluss ligurischer und tunesischer Architektur und Kultur stehen.

Während Calasetta über den Isthmus bei Sant’Antioco und eine kleine Brücke, die beide in den 20er Jahren errichtet wurden, mit dem Auto direkt angesteuert werden kann, ist Carloforte nur per Fähre zu erreichen, die von Portovesme oder  Calasetta aus täglich mehrfach den einzigen Ort der Insel ansteuern. In beiden Ortschaften wird noch heute der Dialekt aus dem Pegli des 16. Jahrhunderts gesprochen. Und wer kein Italienisch spricht, kann den Dialekt leicht  für Portugiesisch halten. Beide Gemeinden sind im Gegensatz zu den sardischen Dörfern im historischen Kern schachbrettartig angelegt. Und wenn Carlofortiner nach Cagliari fahren, dann sagen: Anemmu in Sardegna – “Wir fahren nach Sardinien”.

Beide Inseln (Sant’Antioco ist mit 108 Quadratkilometern übrigens nach Sizilien, Sardinien und Elba die viertgrößte italienische Insel) sind auch zur Hauptsaison Oasen der Ruhe, wenn man mal von den beiden Hochsaisonmonaten Juli und August absieht, in denen es zumindest in den Orten lebhafter zugeht als sonst. Das Klima ist in der Regel noch nicht brutal heiß. Und in diesem Jahr ist zu Beginn des zweiten Junidrittels mit einer Oberflächentemperatur von ‘nur’ 22,5°C auch das Wasser angenehm erfrischend.

Auf beiden Inseln gibt zwar nicht besonders viele, dafür aber umso schönere Strände, meist pittoresk eingeschlossen von Trachyt- oder Granitfelsen. Ein königsblauer Garten Eden für Taucher, Segler und Motorboot-Festischisten, die Hunger auf Fisch und Küche mit tunesischem Einschlag haben.

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