Sardinien als Startrampe für Touristen-Flüge ins Weltall
Es hat schon mal richtig Spaß gemacht, von Deutschland auch im Winter nach Sardinien zu fliegen. Vor zehn Jahren etwa war das mehrmals pro Woche möglich, als die Low-Cost-Airlines boomten und der neue Flughafen in Elmas bei Cagliari sich zum einem der Airports mit der höchsten Zuwachsrate in Europa entwickelte.
Heute aber ist das tutto passato, alles Vergangenheit. Doch dafür zeichnet sich am Horizont der Schäferinsel ein neuer Coup ab: Weltraum-Reisen für Touristen.
Die Nachricht wirkt auf den ersten Blick wie eine dämliche Fake News: Die Insel der Schafhirten und Seeigelfischer als Startrampe für Vergnügungsreisen in den Weltraum. Doch auf den zweiten weicht geringschätziges Grinsen purer Perplexität.
Denn zum einen ist die Firma, die sich bereits seit dreizehn Jahren auf die ersten Flüge vorbereitet, inzwischen kurz davor, sie auch wirklich zu realisieren. Virgin Galactic heißt das Unternehmen, aus der Taufe gehoben 2004 vom Virgin-Records-Vater Richard Branson. Der britische Milliardär, Visionär und Abenteurer, ist in der kalifornischen Mojave-Wüste dabei, das weltweit erste Touristen-Taxi ins Weltall zu testen, bevor es in Serie geht.
Zum anderen könnte es wirklich sein, dass Bransons SpaceShip Two, das zwei Piloten und sechs Passagieren Platz bietet, künftig tatsächlich von Sardinien aus zu seinen zweitstündigen Parabelflügen in den Suborbit startet. Bransons Firma hat Ende 2016 mit der Turiner Weltraum-Ingeniersfirma Altec ein Abkommen geschlossen, einen Flughafen in Italien ausfindig zu machen, von dem aus die Trägerflugzeuge starten können. Sie bringen SpaceShip Two auf rund 15 Kilometer Höhe, wo sich das Raumschiff ausklinkt und mit Hilfe eines Hybrid-Raketenantriebs im Parabelflug bis auf eine Höhe von 110 Kilometern über der Erde katapultiert.
Altec, die NASA und ESA seit Jahren mit jeder nur denkbaren Ingenieursleistung für die Internationale Raumsstation ISS versorgt, soll bereits den Nato-Flughafen in Decimomannu für diese Kiruzzeit-Astronauten-Trips favorisiert haben, berichtete kürzlich La Nuova Sardegna.
2020 schon könnte es losgehen – wenn der zweite Anlauf der Testflüge für Virgin Galactic erfolgreich verläuft und nicht wieder mit einem Absturz endet, bei dem Anfang Dezember 2015 über dem Himmel der Mojave-Wüste ein Astronaut ums Leben kam.
Einziger echter Haken: der Preis der Tickets. Ein zweistündiger Parabelflug soll 250.000 Dollar kosten.