Eigentumsstreit um Budelli geht weiter – Radioreportage über den Inselwächter
Der Zoff um die Eigentumsrechts an der Perle des Maddalena-Archipels, der Isola di Budelli – geht in eine neue Runde, nachdem das Gericht in Tempio Pausania jetzt entschieden hat, die Einsprüche des neuseeländischen Investors Michael Harte gegen die Wahrnehmung des Vorkaufsrechts der öffentlichen Hand zuzulassen. Harte hatte Budelli bei einer Konkursversteigerung im Oktober vorigen Jahres für 3 Millionen Euro erworben. Nachdem der ehemalige Umweltminister Italiens Alfonso Pecoraro Scanio (SEL – Sinistra, Ecologia, Libertà) im Anschluss daran mit Hilfe einer Internet-Plattform mehr als 100.000 Unterschriften für den Erwerb Budellis durch den italienischen Staat gesammelt und der italienische Senat einer entsprechenden Ausnahmeregelung für den Haushaltsplan 2014 zugestimmt hatte, machte die Verwaltung des Naturparks La Maddalena von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch.
Der staatliche Aufkauf des Symbols des La-Maddalena-Archipels ist in der Öffentlichkeit nicht unumstritten, denn Naturschutzgründe allein rechtfertigen eine derartige Investition von Steuergeldern zu Zeiten der italienischen Finanzkrise kaum. Und erst recht nicht in der Gallura, in der vorigen November bei einem Unwetter 17 Menschen ums Leben kamen und Sachschaden in Höhe von 600 Millionen Euro entstand. Für die Isola di Budelli, die noch nie im staatlichem Besitz war, gelten wie für die gesamte Inselgruppe strenge Naturschutzauflagen, die im Fall dieser Insel sogar noch schärfer als an den meisten anderen Orten des Archipels sind. Für die ganze Insel gilt komplettes Bauverbot. Kein Boot darf ohne schriftliche Genehmigung der Hafenbehörde von La Maddalena das Archipel befahren. Wassersport und Fischen ist an vielen Orten restriktiv ausgelegt oder sogar ganz verboten. Wie zum Beispiel am Rosa Strand von Budelli, berühmt geworden durch Michelangelo Antonionis Film Die Rote Wüste.
Völlig unklar bleibt, wo der Naturpark das Geld hernehmen will, um die von den vormaligen Besitzern völlig vernachlässigte Insel in einen symbolhaften Ausflugsort für vorbildlichen Naturschutz mit entsprechenden Einrichtungen zu verwandeln. Michael Harte indes hat bereits drei andere kleine neuseeländische Inseln in Naturreservate mit maritimen Forschungszentren vergewandelt. Allein in den kommenden zwei Jahren wollte er auf Budelli mit einem Investitionsvolumen in Höhe von sechs Millionen Euro die Insel in eine Naturschutz-Oase umwandeln und in Kooperation mit dem Park und verschiedenen Universitäten ein maritimes Forschungszentrum errichten.
Einziger ständiger Bewohner von Budelli ist der Modenese Mauro Morandi, der direkt am Rosa Strand in einem kleinen, alten Haus aus Granitsteinen als Inselwächter lebt – seit nunmehr 25 Jahren. Der Autor des Blogs hat Morandi auf Budelli für Deutschlandradio Kultur besucht. Hier ein externer Link zum Audio-File der Reportage, die (zeitlich begrenzt) auch im Archiv von Deutschlandradio Kultur nachzuhören und zu lesen ist.