Corona-Skandal im Maddalena-Archipel: Familie mit drei Kindern seit vier Tagen in Zimmer eingesperrt und verlassen

Kein Corona, aber auch fast keine Touristen: Der Strand von Solanas.
Foto: Bernd Sebastian Camps

La Maddalena, 22. August 2020. Nach dem Coronausbruch in einem großen Ferien-Resort auf der kleinen Insel Santo Stefano im Maddalena-Archipel ist die Insel für eine Urlauber-Familie zum Gefängnis geworden. Seit nunmehr vier Tagen sei eine fünfköpfige Familie in ihrem Zimmer eingesperrt, ohne dass sich auf besondere Weise jemand um sie kümmere. Dies berichtet die in Sassari erscheindende Zeitung La Nuova Sardegna.

Die Mutter der Familie sei die einzige Infizierte, die sich derzeit in dem Resort befinde. Anfang der Woche waren vorübergehend 470 Urlauber und Personal nach einem Coronaausbruch gezwungen worden, auf der Insel zu bleiben. Tests ergaben, das sich 26 Personen infiziert hatten.

Das Quintett, das aus der Lombardei stammt und Kinder im Alter von fünf, sieben und zehn Jahren hat, werde lediglich mit Wasser und kleinen Snacks versorgt, berichtet die Zeitung. Drei Tage lang mussten die Kinder auf dem Boden verbringen, ein Tisch zum Essen sei erst Freitag geliefert worden. Über das Schicksal werde die Familie von Behörden und Resort völlig im Unklaren gelassen. „Wir kommen schon ewig hier nach Sardinien, ich liebe diese Insel. Aber ich glaube, wir werden nicht wiederkommen“, zitiert das Blatt die Mutter.

Hier alle aktuellen Informationen über die neuesten Infektionszahlen auf Sardinien

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Corona und die Folgen: Tourismus auf Sardinien in freiem Fall –
Rückgang der Buchungen im Juni um 95 Prozent

Cagliari, 11. Juli 2020. Trotz aller Schwierigkeiten ist Sardinien die erste Urlaubsinsel im Mittelmeer gewesen, die den Tourismus nach Aufhebung des Corona-Lockdowns wieder angekurbelt hat. Doch der Effekt der Erholung des Marktes lässt auf sich warten.

Wenn man bedenkt, dass die Übernachtungszahlen im Mai noch auf 0 im Vergleich zum Vorjahr waren, hatten sich viele sardische Tourismusunternehmer einen deutlichen Aufschwung im Juni erhofft. Doch das Kalkül ging nicht auf. Obgleich Flug- und Fährhäfen am 3. Juni zumindest für den italienischen Reiseverkehr wieder geöffnet wurden, brachen die Übernachtungszahlen um 95 Prozent im Vergleich zu 2019 ein.

Ein Grund ist, dass der internationale Flugverkehr erst am 25. Juni wieder zugelassen wurde und es vorher viele widersprüchliche Meldungen um die Bedingungen gegeben hat, die die Region Sardinien wegen der anhaltenden Corona-Pandemie aufstellen wollte. Ein weiter ist, dass wie überall anders in der Welt unter dem Joch Corona viele Hotels erst gar nicht öffneten, weil sie wussten, dass es sich betriebswirtschaftlich nicht lange nicht lohnen würden.

Studie mit vernichtendem Urteil über Corona-Strategie der Region Sardinien

Zu einem vernichtenden Urteil über die Tourismus-Strategie der sardischen Regierung kommt eine Studie der Universität Sassari, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa. „Schwierigkeiten der Erreichbarkeit von Sardinien, dünne und falsche Kommunikation von Seiten der Regierung in der Phase der Wiedereröffnung sowie mangelhafte Werbung für die Urlaubsregion“ – diese Dinge hätten die Wiederankurbelung des Tourismus auf Sardinien im Juni erheblich erschwert.

Als Grundlage dienten 360 touristische Strukturen, die bislang zu 75 Prozent von Italienern (davon 22 Prozent Sarden) und nur zu 25 Prozent von ausländischen Touristen gebucht worden seien – die Mehrzahl davon in der zweiten Jahreshälfte. Auch im Juli soll die Auslastung bei 43 Prozent der buchbaren Ferienappartements keine zehn Prozent überschreiten. Selbst im August, dem wichtigsten Urlaubsmonat, liege sie derzeit erst bei 30 Prozent, im September bei 55 Prozent und bei 84 Prozent im Oktober. Bei den verfügbaren Hotels kommen im Juli 79 Prozent nicht über einen Belegungswert von 30 Prozent hinaus, 71 Prozent im August, 84 Prozent im September und 92 Prozent im Oktober.

Desaströs sieht es bei den Stornierungen aus. Bis zur Wiedereröffnung der Grenzen Sardiniens am 3. Juni haben 40 Prozent der Unterkünfte zwei von drei Reservierungen verloren. In diesem Wert begründet sich auch die Kritik des Hotelverbandes Federalberghi in der schlechten Kommunikation der Region. Die Aufkündigungen von diversen Flugverbindungen nach dem 3. Juni, die ihren Grund in der mangelnden Auslastung der Flugzeuge haben dürfe, haben ein Übriges für die katastrophale Auslastung der Unterkünfte getan.

Einziger Trost für diejenigen, die trotzdem fahren: die Traumstrände von Sardinien werden in diesem Jahr so schön leer sein wie seit mindestens einem halben Jahrhundert nicht mehr.

Wer mehr über die geltenden Corona-Regeln wissen will, die auf Sardinien gelten:

Neuer Service von Sardinien Intim: Überblick über die wichtigsten Corona-Regeln beim Sardinien-Urlaub

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9 Antworten

  1. Bianca Manske sagt:

    Als Besitzer eines kleinen Häuschens an der Costa Paradiso kann ich nur feststellen,das viele Stornierungen wohl auch auf Grund der völlig surrealen Mietpreisvorstellungen für einen Mietwagen sind….normal etwa 100€ die Woche, gibt jetzt ….ungelogen! Angebote die zwischen 2500,00 und 3000,00€ für 18 Tage Miete betragen,egal ob Check 24 oder rentalcars. Da kann man ja getrost ein Auto für kaufen und der Sinn dahinter erschliesst sich mir nicht ! Egal ob Kanaren, Sizilien,Toskana,überall gibt es günstige Tarife um die Touristen wieder zu holen, für so eine Summe mietet keiner einer Wagen!!!!

    • Marion sagt:

      Da kann ich Bianca nur zustimmen. Wir sollten 1000 Euro für 10 Tage zahlen. 2 Tage vor Abflug erhöhte sich Preis dann auf 2000. Keine Option für uns. Da sollte mal nachgehakt werden! Wir haben keinen gebucht!!

  2. Jenny sagt:

    wir sind gestern aus Sardinien zurückgekehrt, volle Restaurants und volle Strände, vor allem am Wochenende. Wir haben keinen Unterschied zu letztem Jahr gesehen. Aber es war wie immer ein toller Urlaub!

  3. Good Dorothea sagt:

    Wir sind seit 18.Juni auf der Insel.
    Jede Woche füllt sich der Campingplatz mehr, zZ ausgebucht. Und von leeren Stränden kann nicht die Rede sein. Zumindest was die Strände an der Costa Rei und Umgebung anbelangt.Die Restaurant sind immer sehr gut besucht.

  4. André Kirbach sagt:

    Leer ist Sardinien auf keinen Fall. Die Strände sind gerade von Italienern gut besucht. Was fehlt sind die vielen ausländischen Touristen. Sehr leer sind die Restaurants. Ich glaube die Leute haben noch Angst vor einer Corona-Ansteckung

  5. Hallo, schade, sonst so tolle Meldungen, aber wieso heute am 11. Juli eine vom 11. Juni???

    • Ulf Lüdeke sagt:

      Hallo Nana, niemand soll die Wirkung eines einzigen Buchstaben unterschätzen 😉 Danke für den Hinweis, natürlich hätte es Juli und nicht Juni heißen müssen!

    • Sandra sagt:

      Also leer ist es definitiv nicht!
      Schade schade, denn genau das hatte ich mir erhofft. Aber nun sind auch die Einheimischen unterwegs, die leider keine Arbeit haben.
      Hier oben im Norden ist alles etwas entspannter doch auch alles fast normal . Tanti saluti!

  6. Dagmar sagt:

    Camaras an der kueste aufzustellen vernichtet genau den Charme der unberuehrten Insel, der Sardinienliebhaber treu dort ihren Urlaub verbringen laesst. Vielmehr kann man nicht mehr falsch machen fuer die Zukunft. Oder doch: Massentourismus ankurbeln.

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