Der Junge und das Meer: Thunfisch-Kirmes in Carloforte huldigt uraltem Handwerk der Mattanza

Tonnarotti schauen auf Taucher, die in 10 bis 20 Metern Tiefe die Schleuse zur camera della morte öffnen und den Thunfischschwarm durch die Öffnung lenken. © Ulf Lüdeke

So lange, wie es scheint, sind die Zeiten der Mattanza auf Sardinien noch nicht vorbei. Bis vor wenigen Jahren war die Tonnara auf der Isola di San Pietro der letzte Ort im gesamten Mittelmeer, an dem noch wie vor 2500 Jahren die Phönizier den Thunfischen nachgestellt wurde – mit reiner Muskelkraft ohne jedweden motorisierten Hilfsmittel. (Hier mehr Infos von Sardinien Intim inklusive Link zu eine Radioreportage und weiteren, noch mit echten Schwarz-Weiß-Filmen aufgenommen Fotos vom Blog-Papa, der selbst vier Jahre lang in Carloforte verbracht hat, als es die Mattanza noch gab).

Gucci und Piercing statt weißer Bärte und Fischerklamotten: Die Tonnarotti von Carloforte waren genau das Gegenteil vom Klischee eines Fischers auf dem Meer. © Ulf Lüdeke

Zwar werden noch immer Thunfische vor der kleinen Insel ein paar Kilometer vor der Südwestspitze Sardiniens mit einem hunderte Meter langen Reusensystem gefangen. Aber weder die schon lange verbotene Mattanza mit Enterhaken noch das Einhaken der Fische mit schweren Eisenhaken am Maul und anschließende An-Bord-Hieven und Schlachten finden noch statt. Heute werden die Tiere nur gefangen und in großen Netzkäfigen mehrere Tage lang nach Malta gefahren. Die erlaubten Fangquoten lohnen den Aufwand in Italien nicht mehr.

Ein bisschen von der Nostalgie der alten Tage, an denen nicht weißbärtige Männer mit sonnengegerbten Gesichtern, sondern nach Gucci riechende junge Ragazzi vor La Punta dem einst blutigen, aber faszinierenden Handwerk nachgingen, lässt sich vom 30. Mai bis zum 2. Juni in Carloforte kosten. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die 17. Ausgabe des “Girotonno”, wie die Thunfischkirmes von Carloforte heißt, steht vor allem unter den Sternen von Profi-Köchen aus Japan, Tunesien, Ecuador und Italien, die sich in den drei Tagen kulinarische Wettkämpfe im Dorfzentrum direkt am Lungomare liefern, gewürzt mit Konzerten, Ausstellungen und Kunsthandwerksmärkten.

Hier geht es zur offiziellen (Englisch- und Italienischsprachigen) Homepages der Kirmes.

Und wer sich an der Insel nicht sattsehen kann, dem sei ein Blick in die italienische TV-Serie “L’isola di Pietro” empfohlen, für die Schlager-Barde Gianni Morandi gerade begonnen hat, auf der Isola di San Pietro die dritte Staffel aufnehmen. Mit dabei diesmal übrigens das sardische Bond-Girl Caterina Murino.

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